Hausärztliche Versorgung: Wie geht es weiter?
Erstelldatum23.10.2021
Praxis Dr. Wölfel (OT Alsbach) schließt zum Jahresende
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
die hausärztliche Versorgung in unserer Gemeinde bleibt ein Dauerthema.
Grundsätzlich verantwortlich ist dafür die Kassenärztliche Vereinigung (KV). Sie muss sich darum kümmern, dass es in einem Versorgungsbereich eine ausreichenden Abdeckung insbesondere durch Hausärztinnen und Hausärzte gibt. Dabei ist zunächst einmal egal, ob diese in ihrer eigenen Praxis, einer Gemeinschaftspraxis oder auch angestellt z.B. in einem Medizinischen Versorgungszentrum arbeiten.
Vor wenigen Tagen hat die Praxis Dr. Wölfel in Alsbach ihren Patienten mitgeteilt, dass sie zum Jahresende schließen wird. Eine Regelung für die Nachfolge konnte bisher nicht gefunden werden - weder durch die bisher angestellten Ärzte, noch eine externe Lösung durch Dritte.
Insbesondere Menschen im Ortsteil Alsbach sind nun in Sorge: An wen kann ich mich wenden, wenn ich krank bin? Wer verschreibt mir meine Medikamente, die ich regelmäßig benötige?
Eine ähnliche Situation hatten wir auch in Hähnlein: Neben der durch die Ärztegenossenschaft übernommenen Praxis von Herrn Dr. Grammbitter stand ebenfalls auch eine Nachfolgeregelung für die Praxis von Frau Dr. Vock an.
Nachdem die Verhandlungen mit der Genossenschaft im Herbst 2019 nicht zu einer Einigung geführt hatten, beantragte die Gemeinde beim Landkreis Darmstadt-Dieburg die Errichtung eines durch den Kreis geführten, Medizinischen Versorgungszentrums. Der Kreistag gab dafür im März grünes Licht, im Mai vergab die Kassenärztliche Vereinigung den Arztsitz an die MVZ-GmbH des Landkreises. Im Juli nahm das neue MVZ des Landkreises dann in den bisherigen Räumen von Frau Dr. Vock den Betrieb auf, wobei sie als angestellte Ärztin weiterhin noch tätig ist.
Auch das Testzentrum in Hähnlein wird durch das Landkreis-MVZ betrieben.
Nun gibt es allerdings ein Problem:
Die Ärztegenossenschaft, welche sich dann ebenfalls für den Sitz von Frau Dr. Vock beworben hatte und bei der Vergabe durch die KV unterlegen war, versucht nun auf dem Klageweg, in den Besitz dieses Arztsitzes zu kommen.
Praxis der MVZ derzeit geschlossen
Durch diese Klage vor dem Sozialgericht ist es derzeit der MVZ-GmbH des Kreises untersagt, Patienten durch Frau Dr. Vock versorgen zu lassen. Das bedeutet: Die Praxis ist faktisch geschlossen. Weder sind Behandlungen möglich, aber auch keine Schutzimpfungen gegen Corona oder die Grippe. Für Notfälle ist aber gewährleistet, dass diese Patienten in anderen MVZ des Landkreises, z.B. in Ober-Ramstadt, kurzfristig behandelt werden können.
Auch das Testzentrum ist von der vorübergehenden Schließung betroffen.
Wie geht es nun weiter?
Die MVZ-GmbH des Landkreises hat gegen die damit verbundenen rechtlichen Auswirkungen Beschwerde im Eilverfahren eingelegt. Denn die hausärztliche Versorgung der Patientinnen und Patienten in Alsbach-Hähnlein ist derzeit nicht gewährleistet. Oder anders gesagt: Dieser Konflikt wird auf dem Rücken der Menschen in unserer Gemeinde ausgetragen. Verantwortlich dafür ist aber nicht der Landkreis, der nach den gescheiterten Gesprächen mit der ÄGIVO dankenswerter Weise in die Bresche gesprungen ist, sondern die Kläger. Eine Entscheidung des Gerichts im Eilverfahren ist zu Beginn der nächsten Woche zu erwarten. Bis dahin sind Behandlungen in der MVZ-Praxis nicht möglich.
Die Situation durch die geplante Schließung der Praxis Dr. Wölfel verschärft die Lage zusätzlich. Natürlich gibt es noch die Praxis von Frau Dr. Wiesner in Alsbach. Aber auch hier sind die Kapazitäten zur Aufnahme zusätzlicher Patienten sehr begrenzt.
Der Gemeindevorstand wird sich weiterhin mit Hochdruck für eine Lösung einsetzen, die auch in Zukunft eine wohnortnahe hausärztliche Versorgung für alle Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde zum Ziel hat.
Dort, wo das nicht funktioniert, müssen wir über andere Lösungen nachdenken: Zum Beispiel, in dem wir dafür sorgen, dass in ihrer Mobilität eingeschränkte Personen mit einer Art „Bürgerbus“ (oder Ruftaxi, die Bezeichnung ist eigentlich egal) zu einer Arztpraxis im anderen Ortsteil gelangen können.
Zum Schluss noch ein Wort zum Testzentrum in Hähnlein:
Um Kindern & Jugendlichen unter 18 Jahren vor dem Schulstart am Montag einen Test ermöglichen zu können, wird die Gemeinde am Sonntag (24.) von 10-11 Uhr im Foyer der Sport- und Kulturhalle eine Testung durch Fachpersonal anbieten.
Das Angebot ist kostenlos, die Kosten dafür übernimmt die Gemeinde.
Wichtig: Es gilt ausschließlich für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, die ihren Wohnsitz in Alsbach-Hähnlein haben (bitte Nachweis mitbringen).
Alles Gute und bleiben Sie gesund!
Ihr
Sebastian Bubenzer
Bürgermeister